Beiträge Carolin SCHRÖTER, Berlin
Modalitätenübergreifende Evaluation und Therapie bei Verdacht auf AVWS - ein Überblick aus der Spachtherapie
ABSTRACT: Der Schriftspracherwerb steht in der Schuleingangsphase für den deutschsprachigen Raum unter dem Einfluss auditiver und phonologischer Verarbeitungsfunktionen. Die intensive Verknüpfung phonologischer Operationen und schriftsprachlicher Inhalte fördert den Erfolg des Lesens und Schreibens. Kognitiv-auditive Funktionen der Wahrnehmung, der Identifikation und der Differenzierung verbaler Stimuli sind eng verbunden mit phonologischen Verarbeitungsporzessen und der Phonologischen Bewusstheit. So kann eine indirekte Beeinflussung der Lese- und Schreibentwicklung durch auditiv-kognitive sowie phonologische Beeinträchtigungen erfolgen. Eine modalitätenübergreifende Sprachtherapie ist zwingend indiziert, wobei eine Integration von phonologischen, lexikalischen und graphemischen Funktionsbereichen erforderlich wird. Hierfür nutzt die Sprachtherapie Fachwissen aus der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde (HNO), dem kindlichen Spracherwerb und des Schriftspracherwerbs.
SCHLÜSSELBEGRIFFE: auditive und phonologische Verarbeitungsfunktion, modalitätenübergreifende Sprachtherapie, Schriftspracherwerb
Martin MEYER, Zürich
Was kommt nach "Broca" und "Wernicke"?
Neue Antätze zum Verständnis der zerebralen Organisation von Lautsprache
ABSTRACT: Zwanzig Jahre nach der Etablierung bildgebender Verfahren in der Erforschung des Zusammenhangs von Spache und Gehirn ist die Wissenschaft an einem markanten Wendepunkt angelangt. Zum einen zwingt uns eine erdrückende Fülle von Befunden, die Vorstellung von der Existenz distinkter Sprachzentren ("Broca-" und "Wernicke-"Zentrum) endgültig aufzugeben. Stattdessen hat sich gezeigt, dass laut- und schriftsprachliche Funktionen in weit distribuierten Netzwerken im Gehirn organisiert sind, welche primär in den opercularen Regionen entlang der Sylvischen Fissur angesiedelt sind. Nicht nur die linke, sonden auch die rechte Hemisphäre ist ein entscheidender Teil dieses Netzwerks im Gehirn erwachsener Sprecher*innen. Somit ist die Frage wo im Gehirn Sprache verarbeitet wird, zum überwiegenden Teil beantwortet. Viel wichtiger ist jedoch, dass die Forschung sich zukünftig intensiv mit der Fragestellung auseinandersetzen muss, wie das Gehirn sprachliche Informationen verarbeitet, um zu einem bedeutsamen Verständnis sprachlicher Äußerungen zu kommen. Untersuchungen aus den letzten Jahren veranschaulichen bereits, auf welche Weise das Gehirn linguistisch relevante Informationen im akustischen Sprachsignal erkennt und diese verarbeitet. Ebenso liefern diese innovativen Ansätze neue Erklärungsmodelle für die Neuropsychologie der Lese- und Rechtschreibstörung, des Spracherwerbs während früher Reifungsphasen des Gehirns, sowie für den Erhalt und die Reorgansation von Sprachfunktionen unter dem Einfluss von altersbedingtem Hörverlust und Atrophie.
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