Beiträge Delia MÖLLER, Hamburg
Schritte in den Dialog − Was können Eltern, Erzieher/Erzieherinnen und Therapeuten/Therapeutinnen für Kinder mit pragmatisch-kommunikativen Einschränkungen tun?
ABSTRACT: Wenn Kinder nach dem zweiten Geburtstag nicht oder nur wenig sprechen, müssen zunächst Hörstörungen, allgemeine Entwicklungsstörungen und schwere Vernachlässigung als mögliche Ursachen ausgeschlossen werden. Lassen sich die Sprachrückstände nicht plausibel erklären und ursächlich behandeln, stellt sich die Frage nach einer geeigneten Sprachintervention. Dies gilt umso mehr, wenn diese Kinder nicht nur einen geringen Wortschatz haben, sondern zusätzlich nicht altersgemäß kommunizieren. Die Verständigungsmöglichkeiten sind dann besonders stark eingeschränkt und der Leidensdruck der Bezugspersonen ist oftmals entsprechend hoch. Schritte in den Dialog ist ein Frühinterventionsansatz, der sprachentwicklungsverzögerte Kinder mit Einschränkungen in den pragmatisch-kommunikativen Fähigkeiten auf ihrem Weg zur Sprache unterstützt. Grundlegende Fähigkeiten für einen Dialog − wie triangulieren und abwechselnd handeln − werden in Schritten trainiert, die aufeinander aufbauen. Das Kind wird durch ein fokussiertes Sprachangebot und unmittelbare Rückmeldungen zur absichtsvollen Kommunikation angeregt. Die Anwendung der Strategien erfolgt am besten im natürlichen Umfeld des Kindes durch die Eltern und Erzieher/ Erzieherinnen unter Anleitung eines Sprachexperten/ einer Sprachexpertin. Die Strategien können aber auch von Sprachtherapeuten zur direkten Behandlung des Kindes eingesetzt werden.
SCHLÜSSELBEGRIFFE: pragmatisch-kommunikative Entwicklung, pragmatisch-kommunikative Verzögerung, Frühintervention
Adrian DEPLAZES, Ürikon (Zürich)
Sprachverständnisschwierigkeiten und kontextgebundenes Verhalten im Vorschulalter
ABSTRACT: Das Denken verwirklicht sich nach PLATON (vgl. Sophistes) im inneren Gespräch mit sich selbst. Aus dem Vermögen, mit dem Anderen zu sprechen, entwickelt sich im Vorschulalter darüber hinaus das Vermögen, mit sich selbst zu sprechen und damit zu denken. Das Sprechenkönnen alleine reicht indes nicht aus, um Denken zu können. Erst die Sprache, die verstanden wird, befähigt das Kind auf Reize in der Welt mit Symbolen zu reagieren und sich die Welt gedanklich anzueignen. Liegen im Kleinkind- bzw. Vorschulalter Sprachverständnisstörungen vor, bleibt das Verhalten des Kindes kontextgebunden, was am Beispiel des Rollenspiels, des narrativen Sprechens und des Schriftspracherwerbs aufgezeigt wird. In der sprachheilpädagogischen Praxis kommt der Erfassung des Sprachverständnisses eine besondere Bedeutung zu, ist dieses doch konstituierend für die Entwicklung intellektueller Funktionen.
SCHLÜSSELBEGRIFFE: Denken, inneres Sprechen, Rollenspiel, narratives Sprechen, Schriftspracherwerb, Sprachverständnis, Handlungsaufschub, kognitive Selbstleitung, Selbstgespräch, Handlungsplanung, Metasprache, Vorschulalter
Christian MITTER, Feldkirchen
Erhebung der eingeschätzten Ursachen von Stottern aus der Sicht von Kindergartenpädagogen
ABSTRACT: In dieser Studie wird untersucht, welche Meinungen bei Kindergartenpädagegen über die Ursachen des Stotterns bestehen. Als Untersuchungsteilnehmer wurden Betreuer im Kindergartenbereich ausgewählt, da sich diese Berufsgruppe in sehr starkem Kontakt zu Kindern befindet, in deren Alter es vermehrt zu Stotterereignissen kommt.
Eine wichtige Rolle spielen Kindergartenbetreuer in den Elterngesprächen, da die Eltern nach dem Auftreten von Unflüssigkeiten des Sprechens häufig bei den Kindergartenpädagogen Rat suchen. In dieser Studie werden die vermuteten Ursachen des Stotterns untersucht, da es beim Stottern häufig um das Thema Schuldzuweisungen geht.
SCHLÜSSELBEGRIFFE: Kindliches Stottern, Ursachen, Kindergarten, Einschätzungen, Schuldzuweisungen.
Simone KANNENGIESER, Freiburg
Spontansprache als Gegenstand und Medium von Sprachtherapie und Sprachförderung
ABSTRACT: Der Beitrag begründet die Arbeit mit der Spontansprache im Rahmen von spracherwerbsunterstützenden Maßnahmen auf verschiedenen theoretischen Ebenen. Der Zugang zu Sprachlernen und Sprachverarbeitung ist dabei keineswegs bereichsübergreifend, sondern natürliche Dialoge werden im Gegenteil als geeignetes Gefäß für das selektive Verfolgen spezifischer sprachlicher Lernziele angesehen. Die besondere Eignung von Dialogen innerhalb des kindlichen Spiels wird erörtert. Die Grundprinzipien für die Arbeit mit der Spontansprache gelten für Sprachtherapie wie Sprachförderung. Der Unterschied zwischen beiden wird abschließend skizziert.
SCHLÜSSELBEGRIFFE: Zielstruktur, Übungs- vs. Spontansprache, diagnostische Verfahren, Sprachverwendungen, transiente neuronale Netzwerke, Intentionalität, professionelle Sprachkontrolle, Erschaffung von Spielwelten
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